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Focus Stacking mit Adobe Lightroom und Photoshop

Focus Stacking – Was ist das und wozu brauche ich das?

Jan Tervooren

Als Focus Stacking bezeichnet man eine Technik in der digitalen Bildbearbeitung, um alle Bereiche eines Fotos scharf darzustellen. Wörtlich übersetzt heißt Focus Stacking etwa so viel wie Fokus Stapelung. Dieses Werkzeug kommt insbesondere in der Produkt- oder Makrofotografie zum Einsatz.

Um ein Objekt in der Makrofotografie möglichst über alle Bereiche scharf abbilden zu können, schließt man die Blende weiter, man blendet ab. Ist ein Objekt beispielsweise bei einer Blendenöffnung von 1.8 nur punktuell scharf abgebildet, so kann man bereits bei Blende 5.6 den Schärfebereich deutlich erweitern. Doch irgendwann ist Schluss! Denn die Physik zeigt uns hier ziemlich schnell Grenzen auf. Blendet man weiter ab, so kann man beobachten, dass das Objekt zunehmend wieder unschärfer wird. Üblicherweise geschieht das ab Blende 8~9. Der hier zugrundeliegende Effekt heißt Beugungsunschärfe.

Doch wie gelingt es mir nun, ein Objekt möglichst über alle Bereiche hinweg scharf abzubilden? Und genau hier kommt das Focus Stacking ins Spiel: Der Trick ist, wir lichten unser Objekt einfach mehrfach ab. Bei jedem Foto, das wir von dem Objekt schießen, stellen wir einen anderen Bereich des Objektes scharf. Und anschließend, legen wir einfach alle Fotos, mit verschiedenen Fokusbereichen übereinander. Das klingt zunächst kompliziert, ist es aber eigentlich gar nicht. Am folgenden Beispiel demonstriere ich, wie man mit Hilfe einer Fotoreihe in Adobe Lightroom und Photoshop das Focus Stacking durchführt, um am Ende ein Foto zu erhalten, das in allen Bereichen scharf abgebildet ist.

Tutorial – Focus Stacking

Für dieses kleine Tutorial habe ich mal ein paar Flaschenkorken in einer weißen Hohlkehle fotografiert. Wie man auf dem Foto sehr gut erkennen kann, habe ich zunächst auf den vorderen Bereich der Korken fokussiert, die Schärfe ist ausreichend. Obwohl ich dieses Foto mit Blende 8 aufgenommen habe, sind die Korken im hinteren Bereich des Bildes leider nicht besonders scharf. Würde ich jetzt über die Blende 8 hinaus noch weiter abblenden, würde ich aufgrund der Beugungsunschärfe wieder mehr und mehr an Schärfe verlieren. Daher habe ich noch drei weitere Fotos der Korken aufgenommen und den Fokus dabei jeweils variiert. Am Ende hatte ich also vier scheinbar gleiche Fotos der Flaschenkorken, jedoch mit vier verschiedenen Fokussierungen.

STEP 000

Diese Fotoserie habe ich als nächstes in Adobe Lightroom importiert und zunächst ein paar Nachbearbeitungen durchgeführt, um einen einheitlichen Look aller vier Fotos zu erreichen: Weißabgleich und Belichtung korrigieren, nachschärfen etc. Danach habe ich alle vier Fotos markiert und per Rechtsklick Bearbeiten in – In Photoshop als Ebenen öffnen, ausgewählt.

Auf diese Weise werden meine vier Fotos der Flaschenkorken an Photoshop übergeben. Dabei wird in Photoshop ein neues Dokument angelegt, das bereits die vier Korkenfotos jeweils als eigene Ebene enthält. Zur weiteren Nachbearbeitung markieren wir zunächst alle vier Ebenen.

Dann lassen wir alle Ebenen von Photoshop automatisch ausrichten. Das kann vorteilhaft sein, wenn nicht alle Fotos zu 100% deckungsgleich sind. Als nächstes lassen wir die vier Ebenen von Photoshop automatisch überblenden. Das ist der entscheidende Schritt beim Focus Stacking, bei dem Photoshop alle Ebenen analysiert, automatisch die fokussierten Bereiche herausstellt und miteinander verbindet. So erhalten wir am Ende ein Bild, das über alle Bereiche scharf abgebildet ist. Zum Schluss speichern wir unsere Arbeit in Photoshop und übergeben so das fertige Bild wieder zurück an Lightroom.

STEP 007

Wenn wir dann wieder zu Lightroom wechseln, sehen wir, dass hier eine neue Bilddatei im .tif-Format aufgetaucht ist. Dabei handelt es sich um die von Photoshop übergebene Datei, die unser Focus Stacking enthält. Diese Foto-Datei kann man abschließend noch nach eigenen Vorstellungen nachbearbeiten und am Ende als jpg-Datei entwickeln. Vergleicht man nun dieses Bild mit unserem Ausgangsbild, kann man gut erkennen, dass nun alle Bereiche scharf abgebildet sind. Je nach Objekt und Komplexität kann man beim Fokus-Stacking beliebig viele Aufnahmen als Grundlage für die Bearbeitungsschritte aufnehmen. In diesem kleinen Beispiel waren vier Aufnahmen völlig ausreichend. Es gibt aber tatsächlich Situationen, in denen man besonders im Detailbereich viele verschiedene Schärfepunkte herausarbeiten möchte. Dann kommt man mit vier Einzelaufnahmen nicht mehr aus. Nach oben hin gibt es, abgesehen von der Rechnerkapazität, kaum Grenzen. Die Bearbeitungszeit in Photoshop erhöht sich entsprechend der Anzahl der Ebenen. Auch erhöht sich die Dateigröße der .tif-Datei proportional zur Ebenen Anzahl.

Dipl.-Ing. Jan Tervooren
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